Eine irreale Weisheit hinterließ uns Hans Christian Andersen. Er schrieb über einen Spiegel, der vom Teufel geschaffen wurde und einst am Himmel in abertausend Stücke zerbrach, die wie winzige Sandkörner auf die Erde herabfielen.
Jener Mensch, der solch eine Spiegelscherbe ins Auge bekam, dessen Herz wurde gleich einem Klumpen aus Eis. Solche Menschen wurden im Inneren kalt wie Stein. Sie konnten nichts mehr spüren, außer Bitternis und Schmerz. Stattdessen ließen sie sich auf die Verlockungen des Zufriedenseins ein, weil ihnen das Glück wie ein unerhörtes Gebet erschien.
Zufriedenheit ist kurzlebig
Um permanent zufrieden zu sein, muss man sich immer neuen Hürden stellen. Man muss seinen nie endenden Horizont erweitern, um sich erfüllt zu fühlen. Dinge erwerben, die Statussymbole darstellen und nach kurzer Zeit zu lieblosen Gegenständen mutieren. Zufriedenheit wird zu einem ständigen Kampf, um die eigene innere Leere zu füllen – eine Rastlosigkeit nach Tatendrang und Befriedigung. Wie eine berauschende Droge, ohne die man sofort erkennen würde, dass all das, was so beständig und sicher erscheint, eigentlich wertlos ist, weil es einen niemals vollkommen ausfüllen kann.
Glück - ein verzerrtes Idealbild?
Wobei Glück doch das Einzige ist, was den Menschen vollkommen macht. Es ist kein Spiel, das man gewinnen oder verlieren kann. Erst das Glücklichsein lässt uns erkennen, dass alles, was materiell wichtig erscheint, nur zweitrangig ist. Zufriedenheit bringt Euphorie, und Glück schenkt uns ewig anhaltende Gefühle. Diese sind wie recycelbar, da wir sie immer wieder abrufen können – sowohl die guten als auch die schlechten.
Glück ist nicht nur eine Frage des eigenen Handelns, sondern auch von Beziehungen und dem Wohlwollen anderer. Wie in einer Spiegelreflexion, in der das, was wir aussenden, zu uns zurückkehrt, wird Glück durch Teilen vervielfacht.
Albert Einsteins Worte – „Das Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt“.
Wir verspüren Zufriedenheit, wenn wir etwas haben. Glück, wenn wir jemanden haben
Glück ist, wenn man an dich glaubt. Gerda glaubte an Kay. Sie hätte bei der alten Frau bleiben können, die sich gut um sie gekümmert hätte, oder beim Prinzenpaar, das ihr gesellschaftlichen Aufstieg ermöglicht hätte. Auch beim Räubermädchen hätte sie ein bequemes Leben führen können. Doch sie entschied sich, an Kay zu glauben und an Ihre Liebe. Als sie ihn fand und mit ihm nach Hause ging – zurück in ihr kleines, unscheinbares Leben – hatten sie einander. War das nicht pures Glück?
Erst wenn wir erkennen, dass Zufriedenheit allein nicht in der Lage ist, uns dauerhaft zu erfüllen, und dass der wahre Ursprung des Glücks in einem offenen, liebevollen Herzen liegt, werden wir verstehen, dass Glück wächst, wenn wir es teilen. Es ist in der Verbindung zu anderen Menschen, im Geben und Empfangen von Liebe, dass wir die wahre Tiefe und den wahren Wert des Glücks erfahren können.
Anastasia Weimer
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