Nach der ägyptischen Mythologie lebten die Verstorbenen im Jenseits wie zu Lebzeiten. Doch bevor sie das ewige Leben genießen durften, mussten sie in das Totenreich hinabsteigen und die Unterwelt Osiris' durchwandern, wo gefährliche Prüfungen auf sie warteten. Wurde auch nur eine Prüfung nicht bestanden, kehrten sie in ihr Grab zurück, was die drohende ewige Verdammnis und eine Endlosschleife bedeutete.

Im Film The Discovery von Charlie McDowell glauben Menschen, dass nach dem Tod ein besseres Leben auf sie wartet und begehen Selbstmord. Doch das, was sie nach dem Tod erfahren, ist keine Erlösung, sondern eine endlose Wiederholung ihrer Gewissensbisse. Das Unterbewusstsein zwingt sie, Fehler und Schuldgefühle immer wieder zu durchleben, was den Tod zu einer Art Bestrafung und gleichzeitig zu einer nie endenden Qual macht. Es wird deutlich, dass die Suche nach Erlösung in Wahrheit zu einer Endlosschleife des Leidens führt.
Aber was ist, wenn man die Vergangenheit verändern könnte?
„Wir schaffen unsere Erinnerungen selbst“, erklärt der Bielefelder Gedächtnisforscher Hans Markowitsch. Angenommen, The Discovery wäre eine wahre Entdeckung, so könnten wir die Endlosschleife moralischer Bedenken überwinden. Indem wir unsere Erinnerungen – die durch Emotionen gefärbten Gedanken – bewusst nutzen, um vergangene Fehler wiedergutzumachen, lenken wir positive Energie in die Vergangenheit. Diese bewusste Umgestaltung könnte nicht nur unsere Vergangenheit heilen, sondern auch unsere Zukunft nachhaltig beeinflussen und eine neue Perspektive auf unser Leben und unser Handeln eröffnen.
Warum das funktionieren sollte?
Weil Gedanken manipulierbar sind, könnten wir unsere Erinnerungen neu rekonstruieren. Indem wir mit Hilfe unserer Erinnerung in die Vergangenheit reisen und eine "unangenehme Situation" mit einer anderen Handlung, Wortwahl oder Entschuldigung lösen, könnten wir, nach der Rückkehr ins Hier und Jetzt, eine bessere Zukunft für uns gestalten. Diese Technik schafft eine harmonische Balance, vorausgesetzt, die Konfliktbewältigung erfolgt aufrichtig und aus reinem Herzen.
Die Grenzen der Manipulation menschlicher Erinnerungen sind fast unendlich. Sogar falsche Erinnerungen können erzeugt werden, und traumatische Erlebnisse könnten wie alte Aufnahmen überschrieben werden.
Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck, Philosoph, erklärt, dass das Gehirn keine Festplatte ist, die Daten speichert – diese Vorstellung gehört ins 20. Jahrhundert.
Aber wenn unangenehme Gedanken auftauchen, können wir sie „löschen“, indem wir einfach nicht mehr an sie denken, sie beiseite wischen – ähnlich wie Kreide von einer Tafel. Psychologen nennen dies „Reduktion der kognitiven Dissonanz“.
Was passiert mit unseren Gedanken, wenn Sie zu Erinnerungen werden?
Nach der Aufnahme gelangen Eindrücke und Informationen mithilfe unserer Sinnesorgane zunächst ins Kurzzeitgedächtnis und dann ins limbische System. Dort wird entschieden, welche Emotionen und Ereignisse für uns wichtig sind und welche nicht. Nur die relevanten Informationen erreichen die Großhirnrinde, wo sie gespeichert und durch wiederholtes Abrufen verfestigt werden. So entstehen Engramme, und die Informationen werden im Langzeitgedächtnis abgelegt.

Unser Memory Potential
„Gefühle“, sagt Markowitsch, „sind die Wächter unserer Erinnerung.“ Doch wenn wir den Schlüssel zur Rekonstruktion unserer Erinnerungen besitzen, warum sollten wir nicht etwas Positives daraus machen? Wir sind nicht in keinem Szenario gefangen und müssen unsere Schuldgefühle nicht ins Jenseits mitnehmen. Im Gegenteil, wir können mitten im Leben – jederzeit und überall – etwas wiedergutmachen, allein durch unser positives Denken.
Der US-Parapsychologe Jose Silva sagte einmal: „Die größte Entdeckung, die du machen wirst, ist das Potenzial deines Gehirns.“ und ich sage; nutzen wir das Potenzial unseres Gehirns und gestalten die Vergangenheit neu, indem wir sie positiv rekonstruieren. Indem wir unsere Erinnerungen im Licht der Versöhnung sehen, schaffen wir nicht nur ein besseres Verständnis unserer Geschichte, sondern auch eine heilende Zukunft.
Anastasia Weimer
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