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Material Girls in Baku: Hochzeit, Scheidung und der Weg zur Selbstbefreiung

Autorenbild: Anastasia WeimerAnastasia Weimer

„Ich bin total emanzipiert. Bei jeder wichtigen Entscheidung frage ich meinen Mann um Erlaubnis. Und ich frage so lange, bis er endlich „Ja“ sagt, ob er will oder nicht.

Und ich bin wirklich dankbar, ihn zu haben. Jedes Mal, wenn etwas schiefgeht, schaue ich ihn an und denke: Zum Glück muss ich diesen Schlamassel nicht ausbaden.“



Die klassische aserbaidschanische Frau spricht mit der Eleganz einer Königin und dehnt ihre Worte geschickt, um die leere Stille zwischen den Sätzen zu kaschieren. Was könnte sie auch schon Interessantes zu sagen haben, wenn das größte Abenteuer ihres Alltags zwischen Herd und Wäscheleine stattfindet? Ihr Leben dreht sich um den Haushalt, die Kinder, das Backen und Kochen – während sie gleichzeitig in den ersten Ehejahren von einer Größe S auf XL wächst. Ihre Nägel erstrahlen in einem Silber-Metallic, und ihre Augenbrauen sind stets so perfekt gezupft, dass sie fast wie ein Kunstwerk wirken. Ihr Modegeschmack ist ebenso durchdacht: Zu besonderen Anlässen trägt sie Kleider, die exakt auf sie zugeschnitten sind – natürlich eine Größe kleiner, denn in weniger steckt bekanntlich mehr. Und das Sahnehäubchen: Der Mann übernimmt die Rechnung für alles, schließlich muss er seine persönliche Freiheit, ständige Affären, ja irgendwie ausgleichen.

Es ist eine fast naive Vorstellung zu glauben, dass diese Frauen tatsächlich das "perfekte" Leben führen – ein Leben, das nur nach außen glänzt, während sie innerlich oft einen hohen Preis für den Schein zahlen.


Das kleine E=Manipulation-Geheimnis der aserbaidschanischen Frauen


Emanzipatio – das lateinische Wort für Emanzipation – ein ehrenvoller Begriff, der in feministischen Kreisen eine besondere Bedeutung hat. Es bedeutet so viel wie „die Freilassung eines Sklaven“.


Der Kampf um Selbstbestimmung und Gleichberechtigung findet auch in Baku, Aserbaidschan statt. Immer mehr Mädchen haben genug. Schon im Jugendalter werden sie mit strengen gesellschaftlichen Normen konfrontiert:


„Zupf deine Augenbrauen nicht, sonst denken die Leute, du bist keine Jungfrau mehr!“

„Senke deinen Blick und vermeide es, einem Mann in die Augen zu schauen!“

„Sei kein schlechtes Mädchen! Komm ja nicht zu spät nach Hause – oder komm gar nicht erst!“

„Sprich nicht mit fremden Männern! Was sollen denn die Nachbarn denken?“


Die klassische aserbaidschanische Frau wird häufig als die gehorsame Dienerin des Mannes gesehen, vergleichbar mit einem Gegenstand, den man in die Ecke stellt und der dort regungslos verharrt. Sie gewährt ihm seine "kleinen Freiheiten", denn sie weiß, dass er immer wieder nach Hause zurückkehrt.


Der aserbaidschanische Mann heiratet in der Regel nur einmal, jedoch nicht aus Liebe, sondern aus Pflichtbewusstsein. Zudem ist ihm klar, dass er für die Hochzeit, die Wohnung und die Möbel Kredite aufnehmen muss. Eine Scheidung wäre für ihn ein finanzieller Ruin.

Noch schlimmer für den Mann ist es, wenn eine Frau seinen Stolz verletzt.


Die Bloßstellung der Frau in der Hochzeitsnacht, als der Mann entdeckte, dass sie keine Jungfrau mehr war, endete oft damit, dass er sie halbherzig aus dem Haus verjagte. Dieses patriarchale Spiel prägte noch bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts das soziale Gefüge, das während des Sowjetzeitalters dominierte.


Doch nun fangen immer mehr junge Frauen an, die Kontrolle über ihr Leben zurückzuerobern und es nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten.


Die Revanche für die Bloßstellung ist das Resultat für den Lebensstil, den sich junge Aserbaidschanerin nun sichern



Eine emanzipierte junge Frau in Baku hält mehrere Bewerber gleichzeitig auf Distanz und lässt die Anwerbungen potenzieller Ehemänner so lange schleifen, bis derjenige mit dem größten Verlobungsring auftaucht. Dabei wird sein gesellschaftlicher Status, die Marke seines Autos und das Modell seines Handys genauer unter die Lupe genommen, als etwa mögliche Geschlechtskrankheiten, die Schwiegereltern in spe oder das Erbgut.


Weil Azeri Gils - Material Girls sind


Sie sind zu wahren Lebefrauen geworden, inspiriert von ihren großen Brüdern, Cousins und dominanten Vätern – selbstbewussten Männern, die sie mit ihren sexuellen Geschichten und der Freiheit, die sie sich damit genommen haben, sowohl fasziniert als auch abgeschreckt haben. Auch junge Azeri-Frauen genießen ihr Leben und schweigen dabei. Sie tragen das Etikett der „guten Mädchen“, und dieser Status muss um jeden Preis gewahrt werden, selbst durch Täuschung. Ihr Trick? Sie heiraten erst gegen Ende ihrer 20er. Besonders achten sie darauf, eines zu vermeiden: heiße Duschen, damit die dünne Naht zwischen den Beinen sich nicht löst.


Die Naht, die preisgeben könnte, dass sie bereits ein Leben vor der Hochzeit hatten



Azeri Girls veranstalten prachtvolle Verlobungsfeiern und opulente Hochzeitsfeste – natürlich alles auf Kosten des Mannes. Alles wird bis ins kleinste Detail ausgekostet! Schließlich soll so eine Ehe nur einmal im Leben stattfinden. Und in Baku ist es am besten, die Ehe schnell hinter sich zu bringen.

In der Hochzeitsnacht jedoch – siehe da – passiert nichts.


Manche Mädchen verfügen über einfallsreiche Finesse


Die „Operation Ehemann“ beginnt bereits während der Verlobungsphase. Sie mischt ihm heimlich etwas ins Getränk. Was genau es ist? Das ist eigentlich nebensächlich. Viel wichtiger ist, was es bewirkt! Doch dazu später mehr.

Einige Mädchen geben sich als naiv und behaupten, sie hätten einfach nur Angst vor dem ersten Mal. Dabei bleibt es dann auch so.

Im Bett herrscht Flaute – für den Mann eine Blamage. Er fragt sich, wie er Anfang 30 schon impotent sein kann. Die Frau bleibt kinderlos, weil der Mann zeugungsunfähig ist. Doch die aserbaidschanischen Eltern bestehen darauf, dass sie noch im ersten Ehejahr Großeltern werden. Das führt letztlich zur Scheidung. Und ein bleibender Stempel im Pass der Frau: Geschieden!


Salam freies Leben - Salam azadlıq!




Sie kann sich als geschiedene Frau eine eigene Wohnung nehmen, denn sie arbeitet, verdient ihr eigenes Geld und lebt ein erfülltes Single-Leben, in dem sie tun und lassen kann, was sie will – wann, wie oft und mit wem sie will. Meistens sind es verheiratete Männer, die sie ansprechen, und so wird das Azeri Girl zur Geliebten. Dafür wird sie als Geliebte nicht hintergangen, sondern lebt ein selbstbestimmtes Leben, in dem sie ihre eigenen Entscheidungen trifft. Sie bleibt unabhängig, kinderlos und ohne den Druck, erneut zu heiraten. Die Freiheit, die sie genießt, ist ihr Gewinn – auch wenn sie dabei oft in einer unkonventionellen Rolle bleibt.


Eine geschiedene Frau ist eine freie Frau in Aserbaidschan


Die Geschichte der aserbaidschanischen Frauen von heute zeigt, wie sie zunehmend die Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen. Sie brechen mit alten Normen, kämpfen um Selbstbestimmung und nutzen den Status der geschiedenen Ehefrau, um ihre Unabhängigkeit zu gewährleisten. Oft bleiben diese Material Girls allein und hinter ihrer Oberflächlichkeit verbirgt sich eine tiefere, persönliche Rebellion gegen eine Gesellschaft, die Frauen jahrzehntelang auf ihre Rolle als Opfer festgelegt hat. Emanzipation in Aserbaidschan bedeutet heute nicht nur die Befreiung von traditionellen Zwängen, sondern auch, das Leben nach eigenen Regeln zu gestalten – koste es, was es wolle.


Anastasia Weimer

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