Unsere neue, bunte Welt der allmächtigen Fantasie verbirgt sich hinter einem Bildschirm. Wenn das Computer mal streikt, wissen viele Kinder nichts mit sich anzufangen. Lustlos können sie sich zu nichts aufraffen. Ihre Kreativität wird von einem digitalen Monster verschlungen, das sie davon abhält, in ihre Fantasiewelt zu flüchten. Denn schon die Vorstellung, dass im World Wide Web mehr Möglichkeiten auf Spaß warten, macht sie geradezu manisch.
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Als Kind habe ich Geschichten erfunden, Situationen durchlebt und Puppen zum Leben erweckt. Ich war voller Ideen, die ich in einer imaginären Parallelwelt mit Freunden auslebte. Allein durchs Beobachten lernte ich, wann ich besser auf meine innere Stimme hören sollte, statt auf die Ratschläge anderer.
Erst im Spiel lernen wir wirklich Neues: Durch den Umgang mit anderen Menschen entschlüsseln wir Signale in Blicken, entwickeln Empathie und verstehen, wie wir in bestimmten Situationen am besten reagieren.
Körperkontakt spielt dabei eine zentrale Rolle: Er hilft uns, Nähe und Distanz einzuordnen, Vertrauen aufzubauen und ein Gespür für die eigenen und die Grenzen anderer zu entwickeln. Ganz nebenbei wächst jedes Kind so zu einer eigenständigen Persönlichkeit heran.
Vor einem Bildschirm zu sitzen, verschließt das Tor zum Unterbewusstsein
Oder anders ausgedrückt: Kinder verlassen sich immer weniger auf ihr Bauchgefühl. Zwar können sie intuitiv mit Medientechniken umgehen, doch es fällt ihnen schwerer, sich an neue Situationen im Hier und Jetzt einzustellen.
Die Fähigkeit, aus früheren Erfahrungen zu lernen, Parallelen zu ziehen und aufkommende Gefühle zu reflektieren, geht oft verloren. Dabei sind diese Fähigkeiten essenziell, um in Sekunden intuitive, richtige Entscheidungen zu treffen.
Menschliche Intuition funktioniert eben nicht wie ein einfaches "copy and paste" – sie entsteht durch tiefgründige Erfahrungen und bewusstes Erleben.
Kinder die heute im Homeschooling sind,
werden 2050 die Welt regieren
In der Corona-Krise fordern viele Eltern eine bessere Digitalisierung des Unterrichts, da die „Arbeitsblätterschlacht“ als belastend empfunden wird, wie der Merkur berichtet. Doch was wir aktiv erleben und anfassen können – durch Sport, Musik, Theater oder Kunst – ist essenziell für die Entwicklung unseres Gehirns. Es fördert klares Denken, Merkfähigkeit und sogar die Prävention von Erkrankungen wie Demenz.
Homeschooling darf jedoch keine Bildungskrise erzeugen, sondern sollte als Chance für eine Bildungsrevolution genutzt werden: Digitale Kompetenzen bieten neue Perspektiven und soziale Aufstiegsmöglichkeiten.
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„Es ist nicht wichtig, alles zu wissen, sondern zu wissen, wo man etwas findet“, sagte meine Geschichtslehrerin Frau Förster im Jahr 2001. Damals war die Welt noch nicht komplett digital, und ich hatte die romantische Vorstellung davon, genau zu wissen, in welchem Buch man die Antworten auf seine Fragen finden konnte – ein ganz anderes Gefühl des Wissens und Suchens als in der heutigen Zeit.
Das Puzzle von online abrufbaren Erkenntnissen
lehrt uns keine Lektionen fürs Leben
Heutzutage werden Informationen oft nur oberflächlich betrachtet. Erst wenn digitale Medien auf „Fake News“ hinweisen, wird hinterfragt. Meinungen werden nicht mehr durchdacht argumentiert, sondern in like oder dislike umgewandelt. Gesprochene Worte werden schwerer verständlich, längere Texte zunehmend komplizierter, weil digital alles auf short reduziert sein muss.
Eine erfolgreiche Anpassung ans digitale Zeitalter ist eine Frage der Anpassungsfähigkeit, der Lernbereitschaft und der Zeit
Der Überkonsum digitaler Medien schadet unserem Körper und zerstört Nervenzellen durch den ständigen Stress, immer online zu sein, um nichts zu verpassen. Neurowissenschaftler Dr. Manfred Spitzer warnt, dass das Gehirn schrumpft, weil es nicht mehr ausreichend gefordert wird. Neue Gehirnzellen haben es schwer zu überleben, da sie nicht benötigt werden. Daher ist es wichtig, bewusst digitale Offline-Zeiten einzulegen und eine gesunde Balance zwischen dem digitalen und dem realen Leben zu finden.
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Unsere Gesellschaft befindet sich im Wandel. Früher galt das Lesen von Büchern als potenziell süchtig machend, und Filme wurden als verderblich angesehen. Heute jedoch verlieren wir uns hinter Notebooks und Smartphones in einer Welt voller Reize. Der amerikanische Hirnforscher Gary Small erklärt: „Der tägliche Umgang mit Hightech-Erfindungen verändert das Gehirn, indem Neurotransmitter freigesetzt werden, was dazu führt, dass neue neuronale Bahnen gestärkt und alte geschwächt werden.“
Der steigende Informationsfluss fördert eine schnellere Wahrnehmung und stellt ein „Update“ unseres Bewusstseins dar. Die Fähigkeit, sich an das digitale Zeitalter anzupassen, hat sich zu einer globalen Schlüsselqualifikation für dieses Jahrhundert entwickelt.
Anastasia Weimer
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